Nur wenige Prozesse in der Auftragsabwicklung sind so arbeits- und zeitintensiv wie die Kommissionierung. Für die meisten Lager und Vertriebszentren ist es eine permanente Herausforderung, die richtigen Produkte schnell aus den Regalen zu holen und für den Versand bereitzustellen.
Die Kommissionierung macht in der Regel mehr als die Hälfte der Betriebskosten eines Lagers aus. Deshalb lohnt es sich, diesen Prozess effizient zu gestalten. Eine optimierte Kommissionierung in Ihrem Lager kann Ihnen helfen, Kosten zu sparen und Ihren Kunden einen besseren Service zu bieten. Wir haben 15 Tipps zur Kommissionierung für Sie gesammelt, die sich bewährt haben.
15 bewährte Praktiken für die Auftragskommissionierung
Die Kommissionierung umfasst folgende Schritte: die Suche nach Produkten und deren Entnahme (Picking) sowie die Dokumentation. Der wohl zeitaufwändigsten Teil des Prozesses setzt sich aus den Strecken zusammen, die der Kommissionierer zurücklegen muss, um von einem Produkt zum nächsten zu gelangen. Solche Zwischenstrecken sind unproduktiv, aber nicht zu vermeiden – oder doch? Wie können Sie in Ihrem Warenlager die Zeit besser und produktiver nutzen?
1. Organisieren Sie Ihr Lager richtig
Sie sollten Ihr Lager entsprechend Ihrem Bestand und dem vorhandenen Platz so sinnvoll wie möglich organisieren. Aktuelle Saisonartikel, Bestseller und Aktionsware sollten in Bereichen gelagert werden, die schnell und leicht zugänglich sind. Außerdem macht es Sinn, den Wareneingang in der Nähe der Bereiche für Verpackung und Versand zu platzieren, um unnötige Wegstrecken zu vermeiden. Eine gut sichtbare und aufschlussreiche Beschilderung ist ebenfalls sinnvoll, damit die Kommissionierer sich gut zurechtfinden.
2. Erstellen Sie einen strengen Eingangsprozess
Wenn Artikel in Ihr Lager kommen, sollten sie vor dem Einlagern einer Prüfung unterzogen werden. Auf diese Weise kann direkt verhindert werden, dass beschädigte oder falsche Artikel ins Lager gelangen und die Kommissionierung erschweren. Je gründlicher die Einlagerung erfolgt, umso produktiver und reibungsloser wird die Kommissionierung ablaufen.
3. Sorgen Sie für Ordnung in den Regalen
Übersichtlichkeit erleichtert das Kommissionieren enorm. Andersherum kann Chaos in den Lagerregalen für lange Suchzeiten, Verwechslungen von Artikeln und damit viel Ärger sorgen. Die Verwendung von Trennwänden, Fächern und/oder Kisten und Kästchen kann den Kommissionierern die Suche nach den richtigen Produkten enorm erleichtern. Dies trifft besonders dann zu, wenn in Ihrem Lager Artikel aufbewahrt werden, die sehr klein sind oder einander stark ähneln.
4. Wählen Sie die richtige Strategie für Ihre Picking-Prozesse
Es gibt verschiedene Arten der Kommissionierung und die Wahl der richtigen Strategie für das eigene Lager kann einen wichtigen Beitrag zu Produktivität und Effizienz leisten. Zu den wichtigsten Strategien beim Picking gehören die Zonen-Kommissionierung, die Cluster-Kommissionierung und die Wellen-Kommissionierung. Die richtige Wahl zu treffen ist eine individuelle Entscheidung, bei der verschiedene Faktoren berücksichtigt werden müssen und für die es keine pauschale Antwort gibt. Daher unser Tipp: Lassen Sie sich umfassend beraten und probieren Sie gegebenenfalls verschiedene Kommissionierungsstrategien aus, bevor Sie sich für eine entscheiden. Manchmal sind die Ergebnisse überraschend.
5. Reduzieren Sie die Wegstrecken Ihrer Mitarbeiter
Bis zu 50% beträgt der Anteil der Wegstrecken an der Gesamtdauer der Auftragsabwicklung. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, wie beispielsweise die Artikelverteilung im Lager, die Fortbewegungsmethode der Mitarbeiter und die technischen Lösungen. Machen Sie es sich zum Ziel, die Wegstrecken Ihrer Werker so weit wie möglich zu reduzieren sowie Fehler bei der Auftragsabwicklung zu vermeiden. Damit gestalten Sie nicht nur Ihre Prozesse effizienter, sondern erhöhen gleichzeitig auch die Kundenzufriedenheit. Der Einsatz autonomer mobiler Roboter kann hier eine gewaltige Verbesserung bewirken.
6. Verbessern Sie die Ergonomie bei der Kommissionierung
Ergonomische Risiken sind im Lager nach wie vor weit verbreitet. Sie stellen eine Gefahr für die Gesundheit und das Wohlbefinden Ihrer Mitarbeiter dar – und damit auch für Produktivität und Effizienz. Konzentrieren Sie sich also darauf, die Ergonomie im Lager zu verbessern und Risiken zu eliminieren. Bewährte Methoden für eine verbesserte Ergonomie sind der Einsatz von handlicher Hardware, ergonomischen Griffen und Halterungen sowie der Einsatz höhenverstellbarer mobiler Arbeitsplätze, die sich individuell an die Körpergröße anpassen lassen.
7. Lagern Sie SKUs in eigenen Bereichen
Dies ist ein weiterer Punkt bei der sinnvollen Sortierung Ihrer Artikel. Auch wenn es im ersten Moment nach einem Mehraufwand aussieht: Lagern Sie nicht nach Artikelgruppen, sondern machen Sie sich die Mühe, nach SKUs zu trennen. Die Suche nach der richtigen Farbe oder Größe eines Artikels kann nicht nur zeitaufwändig, sondern auch enervierend sein und für Fehler sorgen. Dieser Tipp greift unseren zweiten Punkt wieder auf: Nehmen Sie sich lieber etwas Extra-Zeit für den Wareneingang, anstatt Chaos und Fehler in der Auftragsabwicklung zu riskieren.
8. Führen Sie RFID-Nachverfolgung ein
Transparenz ist für einen effizienten Lagerbetrieb und die Auftragsabwicklung unerlässlich. Die beste Möglichkeit, Transparenz in Ihre Prozesse zu bringen, ist die Verwendung von RFID-Etiketten und eines Lagerverwaltungssystems (LVS). Mit Hilfe von RFID erhalten Sie in Echtzeit Einblick in Produktdaten wie Standort, Beschreibungen und Mengen.
9. Verwenden Sie moderne und passgenaue Technologien
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um die Kommissionierung einfacher und effizienter zu gestalten. Einige Technologien wurden genau zu diesem Zweck entwickelt, beispielsweise Pick-by-Voice, Pick-by-Light und Pick-by-Vision. Auch hier gilt wieder: Es gibt keine pauschale Lösung, die in allen Warenlagern die besten Prozesse ermöglicht. Stattdessen sollten Sie Ihre Anforderungen prüfen und anhand einer fundierten Beratung durch Lösungsexperten die passende Technologie für Ihre Kommissionierung finden.
10. Besonderheit Zonen-Kommissionierung: Achten Sie auf die Koordination
Kommt in Ihrem Lager die Zonenkommissionierung zum Einsatz, sollten Sie einen Sammelplatz einrichten. Bei der Zonen-Kommissionierung ist das Lager in verschiedene Bereiche aufgeteilt. Da diese oft räumlich voneinander getrennt sind, glänzt die Zonen-Kommissionierung als Strategie durch eine deutliche Verkürzung der Wegstrecken. Ein möglicher Schwachpunkt ist allerdings die Koordination der gesammelten Ware und deren Zusammenführung. Für einen Auftrag sind nämlich mehrere Kommissionierer zuständig. An einem Sammelplatz oder auch Konsolidierungsbereich werden die einzelnen Teile eines Auftrags aus verschiedenen Zonen zusammengefügt.
11. Platzieren Sie Artikel mit hohem Auftragsvolumen strategisch sinnvoll
Anhand von Daten, die von SKUs oder RFID-Etiketten und dem WMS erfasst werden, kann Ihr Lager feststellen, welche Artikel mit dem höchsten und welche mit dem niedrigsten Volumen ein- und ausgelagert werden. Die häufig entnommenen Artikel sollten so nah wie möglich an den Verpackungs- und Versandbereichen platziert werden. So werden Wegstrecken deutlich reduziert.
12. Sorgen Sie für ein bedarfsgerechtes Auffüllen der Bestände
Fehlbestände oder ein Überbestand an Produkten mit geringem Durchsatz können unnötig Platz in Ihrem Lager in Beschlag nehmen und unnötige Kosten verursachen. Daher ist es essenziell für Sie, Ihre Lagerbestände und die damit zusammenhängende Bestellstrategie zu optimieren. Ein bedarfsgerechter Lagerbestand erleichtert den Kommissionierern die Suche nach den passenden Artikeln und ist die Grundlage für eine optimale Lagerordnung. Auch für die Kundenzufriedenheit spielt der Lagerbestand eine wichtige Rolle, denn so werden lange Lieferzeiten und vergriffene Artikel verhindert.
13. Ziehen Sie Automatisierungslösungen in Betracht
Es muss nicht gleich das menschenleere Lager sein. Aber Automatisierungslösungen halten immer mehr Einzug in die Warenlager, auch in Deutschland. Gute Gründe gibt es viele. Seien es der Arbeitskräftemangel in der Logistik, die Verbesserung der Ergonomie durch die Zuhilfenahme von Robotern und sogenannten „Cobots“ oder auch die verbesserte Produktivität durch den Einsatz von Automatisierungslösungen, die 24/7 im Einsatz sein können. Wichtig ist auch hier: Lassen Sie sich beraten und eine passende Lösung für Ihre Prozesse erstellen. Nicht in jedem Lager sind autonome mobile Roboter die beste Lösung, aber sie können in überraschend vielseitigen Anwendungen die Arbeit der Mitarbeiter ergänzen und erleichtern.
14. Legen Sie sinnvolle KPIs fest
Prozessoptimierung ist ohne die entsprechenden Kennzahlen wie ein Schuss mit der Schrotflinte ins Dunkle: Sie wissen nicht, was sie mit ihren Maßnahmen erreichen und wie viel. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, mit Hilfe von Leistungskennzahlen entsprechende Benchmarks festzulegen. Mit diesen können Sie die Leistung Ihrer Bestandsverwaltung, Kommissionierung und Verpackung festlegen. Haben Sie erst Daten gesammelt, ist es ein Leichtes, festzustellen, welche Maßnahmen in welchem Ausmaß fruchten und ob Sie mit bestimmten Prozessoptimierungen den erwarteten ROI generieren.
15. Richten Sie einen Prozess für Ihr Retourenmanagement ein
Je nach Branche können Sie davon ausgehen, dass bis zu 1/3 aller Bestellungen von den Kunden zurückgeschickt wird. Dafür gibt es zahlreiche Gründe, die Sie nur teilweise beeinflussen können. Verhindern können Sie lange Lieferzeiten, die Lieferung falscher oder beschädigter Ware und einige weitere Gründe für Retouren. Schickt ein Kunde das Produkt jedoch zurück, weil es die falsche Größe hat oder ihm schlicht nicht zusagt, können Sie dies kaum verhindern. Daher sollten Sie sich mit dem Prozess der sogenannten Reverse Logistic auseinandersetzen und diesen so effizient und sinnvoll wie möglich gestalten. Wenn Sie die zurückgeschickten Artikel überprüfen lassen und sie mit größtmöglicher Effektivität wiederaufbereitet und zurück an ihren ursprünglichen Lagerplatz gebracht werden, steht dem Wiederverkauf dieser Produkte nichts im Wege und Sie ziehen den größtmöglichen Nutzen aus dem Retourenprozess. Wenn Sie weitere Informationen zu einer optimierten Rückführungslogistik benötigen, werfen Sie gerne einen Blick auf unseren Artikel "Rückführungslogistik neu gedacht: Wie mobile Retourenstationen die Kundenzufriedenheit verbessern".
Fazit: Optimieren Sie jeden Schritt der Kommissionierung
Die Kommissionierung ist ein wichtiger Teil des Auftragsabwicklungsprozesses und ist weitgehend für die Effizienz und Produktivität Ihres Lagers verantwortlich. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass sich Entscheider im Lager mit den unterschiedlichen Optionen bezüglich der Teilprozesse und mit den verfügbaren Technologielösungen vertraut machen. Nur wer den Überblick hat, kann die für das eigene Lager beste Entscheidung treffen und Prozesse festlegen, die maßgeschneidert sind.
Wir sind seit mehr als 25 Jahren auf genau solche Prozessoptimierungen im Lager spezialisiert und stehen Ihnen nicht nur beratend zur Seite, sondern versorgen Sie direkt mit der passenden Hard- und Software. Melden Sie sich bei uns, wenn Sie Optimierungsbedarf bei sich erkennen oder sich einen Überblick verschaffen möchten, was für Möglichkeiten neue Technologien bieten. Wir freuen uns auf Ihre Anfrage.
Quelle: https://www.newcastlesys.com/blog/order-picking-best-practices
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